Home Mail

Neuste Artikel

Genius Ring Mouse

Ein Ring als Maus? Ist das praktisch und wann braucht man das? Diese und viele weitere Fragen beantwortet dieser Artikel.

HTC HD Mini

Wir haben das neue "kleine" von HTC, das HTC HD Mini getestet. Kann Windows Mobile 6.5 sich noch gegen die Konkurrenz von iPhone & Co. durchsetzen?

Buffalo TeraStation 2TB

Wir haben das Windows-NAS getestet. Alle Ergebnisse finden Sie im zugehörigen Artikel.

Sie befinden sich hier: Tests: Smartphones > iPhone 3GS

Apple iPhone 3GS -  Hype oder mehr?

Erster Eindruck

Als das Paket bei uns eintraf, waren wir erst einmal sehr erstaunt, wie kompakt die Verpackung des iPhone ist. Die kleine schwarze Box machte einen edlen und schicken Eindruck. Nach Öffnen des Deckels sahen wir auch schon das iPhone mit dem sehr schönen großen Display. Auch die ersten haptischen Erfahrungen waren durchaus positiv: Das Gerät liegt sauber in der Hand und ist gut verarbeitet. Ist ist allerdings „schwerer" als man anfangs annimmt. Auch der silberne Rahmen um das Gerät trägt zum positiven Gesamteindruck bei.

Was hierbei allerdings negativ auffällt: Man kann den Akku nicht selbst wechseln. Da man bei aktuellen Lithium-Polymer-Akkus davon ausgeht, dass der Akku nach zirka zwei Jahren gewechselt werden muss, ist das schon sehr ärgerlich, da das Gerät zu Apple eingeschickt werden muss, um den Akku wechseln zu lassen. Auch die Suche nach dem SIM-Slot dauerte etwas, allerdings erschloss sich dann auch die kleine silberne „Büroklammer", die dem Paket beilag. Mit dieser wird ein (billig wirkender) Plastikschieber aus dem iPhone nach oben gedrückt, in dem die SIM-Karte liegt. Positiv fiel dagegen das sehr kompakte Netzteil auf. Ein weiterer Nachteil des iPhone: Es hat keine „Standard"-Mini-USB-Buchse, sondern eine proprietäre Apple-Buchse. Das wird sich dann wohl erst 2012 ändern, wenn alle mobilen Endgeräte eine Mini-USB-Buchse besitzen müssen. Es ist schade, dass das 3GS diese Apple-Buchse besitzt, denn so muss man immer das spezielle Adapterkabel mitnehmen. Weiterhin positiv fällt die Abdeckung der Kameralinse auf der Geräterückseite auf, diese schließt bündig mit dem Gehäuse ab, d.h. sie kann gut gereinigt werden und es entstehen auf Dauer keine Schmutzränder. Es gibt beim iPhone 3GS noch eine Neuerung: eine spezielle Oberfläche auf dem Touchscreen, die angeblich die Fingerabdrücke reduzieren soll. Also wir haben bei unseren Tests schon eine gewisse Reduktion von Fingerabdrücken feststellen können, allerdings darf man sich nicht vorstellen, dass dieses „Fingerabdruckproblem" komplett gelöst wäre. Vor allem bleiben weiterhin auf der Rückseite des iPhone massive Fingerabdrücke zurück. Vielleicht hätte man diese Beschichtung auch auf der Geräterückseite anbringen sollen...
Positiv fiel auch die normale 3.5-mm-Klinkenbuchse zum Anschluss von Kopfhörern auf, wenigstens hier muss man nicht mit speziellen Kopfhörern oder Adaptern arbeiten.
Unser Testgerät hatte 32 GB internen Speicher, daher vermisst man die nicht vorhandene Möglichkeit, den Speicher mit (Micro)-SD-Karten aufzurüsten, nicht.

Sehr angenehm und praktisch ist auch der kleine Hardwareschalter an der Geräteseite mit dem man das Gerät direkt auf „Lautlos" stellen kann.
 

Arbeiten mit dem Smartphone

Sehr gespannt waren wir natürlich beim ersten Einschalten auf die Oberfläche des iPhones. Nun ja, viel haben wir da direkt nicht gesehen, denn wir wurden lediglich von einem Bildschirm begrüßt, der uns aufgefordert hat, das Gerät mit iTunes zu synchronisieren. Warum muss ich ein Handy erstmal mit meinem PC synchronisieren, um es in Betrieb zu nehmen? Hier kamen schonmal die ersten unguten Gefühle auf, dass Apple seine Benutzer versucht, sehr stark zu bevormunden. Diese Gefühle sollten später auch noch weiter bestätigt werden...

Weiter fiel uns bei dem „Wartebildschirm" auf, dass dort ein Slider vorhanden war, der mit „Slide for emergency" bzw. einer spanischen Meldung beschriftet war... Wo ist denn die dt. Beschriftung abgeblieben? (Anmerkung: diese erschien dann später nach der ersten Sychronisierung mit iTunes)

Vorallem: Was passiert denn, wenn man den Slider bedient? Nach kurzem Überlegen, ob wir das wirklich wagen sollten („Spaßanrufe" an die 112 kommen bekanntlich dort ja nicht gut an), haben wir es dann doch riskiert und wurden daraufhin mit einer Telefontastatur konfrontiert, auf der wir theoretisch die 112 hätten wählen können. Hier wäre also eine etwas aussagekräftigere Meldung wie „Slide for emergency call keypad" angebracht gewesen.

Nachdem wir uns nun also dann iTunes aus dem Internet geladen (75 MB, da freuen sich die nicht-DSL-Inhaber) und installiert hatten, konnten wir das iPhone das erste Mal mit dem PC verbinden. Wir wurden daraufhin von iTunes gefragt, was wir denn so synchroniseren möchten... Nur das Problem ist: Wir wurden z.B. bei den Terminen nicht gefragt, welche wir synchronisieren möchten! Da hätten wir doch die Möglichkeit, die Synchronisierungseinstellungen genau einstellen zu können, bevor (!) die erste Synchronisierung durchläuft, erwartet.

Wir haben die Synchronisierung mit unseren Outlook-Daten zugelassen und es hat erstmal...gedauert. Und zwar sehr lange, obwohl wir extra ausgewählt hatten, dass ggf. auf dem iPhone vorhandene Daten überschrieben werden sollten (sprich: ein Abgleich der Daten vom iPhone und Outlook gar nicht nötig gewesen war, da ja die PC-Daten die iPhone-Daten überschreiben hätten sollen).
Aber an das Warten haben wir uns dann irgendwann gewöhnt, denn die Synchronisierung dauert generell sehr lange und auch das Vorbereiten des Kopierens von MP3s dauert ewig (was auch immer iTunes da so macht), bevor die Daten wirklich mal auf das Gerät gespielt werden.

Überhaupt ist iTunes ein sehr bedächtiges Programm, welches immer mal wieder „Denkpausen" einlegt und man nicht genau weiß, was da nun gerade eigentlich passiert. Auch muss man sich erstmal umstellen wenn man das erste Mal mit iTunes und einem iPhone arbeitet: Man kann nicht einfach die MP3s per drag&drop auf das iPhone ziehen. Man muss eine (oder mehrere) Playlists für das iPhone anlegen und dort dann die MP3s reinziehen und dann nochmal synchronisieren. Auch wenn man Infos bei Outlook ändert, muss man nochmal die Synchronisation manuell anstoßen, sonst bekommt das iPhone diese Änderungen nicht mit.

Ein weiterer negativer Punkt betrifft die Klingeltöne: Wir konnten es anfangs gar nicht glauben, aber das Musik-Telefon kann nicht direkt MP3s als Klingeltöne verwenden! Diese müssen erst mehr oder weniger umständlich erzeugt und dann wieder aufs iPhone synchronisiert werden! Genauso ist es nicht möglich, eigene Sounds für eingehende SMS oder eMails zu definieren! Man kann auch keine unterschiedlichen Sounds für SMS und eMail einstellen. Das können Handys seit zig Jahren, nur das Musik-Internet-Telefon iPhone nicht... Da waren wir schon sprachlos, da wir das Fehlen von solch elementaren Einstellungsmöglichkeiten nicht erwartet hätten.

Nach der (langen) Synchronisation (während der man unverständlicherweise das iPhone nicht nutzen kann, denn wenn man anfängt das Gerät zu nutzen, wird die Synchronisation unterbrochen) konnten wir nun endlich das 3GS wirklich in Betrieb nehmen. Es fällt sofort die wirklich sehr gut umgesetzte Programmierung des UI (User Interfaces/Bedienoberfläche) für die Bedienung mit dem bzw. den Fingern auf (denn das iPhone hat einen MultiTouch-Touchscreen). Es macht einfach Spaß das Gerät zu bedienen, es reagiert schnell und angenehm auf die Fingerberührungen. Auch das Surfen im Internet ist einfach eine Freude (verglichem mit dem Surfen z.B. mit dem Pocket Internet Explorer auf Windows Mobile Geräten), es geht schnell und die Bedienung erschließt sich durch die MultiTouch-Gesten eigentlich fast von selbst, nicht nur für uns Experten, sondern auch für totale Neulinge mit solchen Geräten.

Das 3GS ist direkt mit der neuen Firmware 3.0 ausgestattet, allerdings merkt man bei einigen Softwaretiteln, dass (noch) nicht alle Funktionen unterstützt werden. So dreht sich nicht immer automatisch die Ansicht mit, wenn man das iPhone dreht. Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen bietet das iPhone direkt gute Unterstützung an, indem Teile des UI vorgelesen werden, die Ansicht auf schwarz/weiß (d.h. mit hohem Kontrast) umstellt wird, etc.
Solche Funktionen sucht man bei eigentlich allen anderen Handys vergeblich.

Da das iPhone keine Hardware-Tastatur hat, waren wir sehr auf das virtuelle Keyboard gespannt. Eingaben funktionieren eigentlich überraschend gut und schnell. Nur bei der Eingabe von Umlauten muss man lange warten, bis diese angezeigt werden und das stört doch erheblich die schnelle Texteingabe. Leider etwas ungut gelöst ist die Anzeige, ob die Großschreibetaste gedrückt ist oder nicht, denn die Tastenbeschriftungen sind immer in Großbuchstaben realisiert. Lediglich ein leuchtendes Großschreibezeichen auf der Großschreibetaste zeigt den entsprechenden Modus an und kann (und wird) sehr leicht übersehen werden. Man kann das iPhone auch automatisch sperren lassen, leider nur mit Eingabe von Zahlen und nicht mit dem „Zeichnen" von Gesten, wie z.B. bei Android-Phones, was wir als sehr praktisch erlebt haben.

Als wirklich sehr positiv haben wir das eingebaute Mailprogramm erlebt, welches wir mit verschiedenen IMAP-Konten getestet haben. Der Vorteil dieses Mailprogramms (gegenüber denen von z.B. Windows Mobile): es funktioniert einfach und tut genau das was man möchte. Lediglich bei der Verwendung von selbstsignierten SSL-Zertifikaten ist es etwas zickig. Auch der Akkuverbrauch beim Abholen von 6 IMAP-Konten im Stundenrhythmus war recht gering. Auch das Öffnen von Anhängen, z.B. PDFs ging direkt ohne Installieren von Zusatzsoftware oder ähnlichem.

Wenn man über den „eingebauten" iPod Musik hört, wird diese normalerweise nicht unterbrochen wenn man andere Software aufruft. Es kommt allerdings vor, dass Zusatzsoftware nicht ganz sauber programmiert ist und die Musikwiedergabe unterbrochen wird.

Ein weiteres Problem haben wir bei der Alarm-Funktion entdeckt: Hier ist uns mal wieder absolut unklar, warum man hier keine MP3 aus der Musiksammlung auswählen kann! Wie kann man bei so einem Telefon diese Funktion nicht vorsehen? Denn auch das spätere Nachrüsten ist schwierig, da das iPhone (bis auf ein paar interne Ausnahmen) kein Multitasking unterstützt und man somit immer das zusätzlich installierte Alarmprogramm im Vordergrund laufen haben muss, damit man auch wirklich geweckt wird.

Wobei wir auch schon beim Thema AppStore wären. Der AppStore ist eine Art digitaler Marktplatz, auf dem man sehr viel (teilweise auch kostenlose) Zusatzsoftware finden kann.

Leider hat hier Apple auch schon wieder seiner „Bevormundung" des Kunden freien Lauf gelassen. Denn warum muss ich denn meine Kreditkarten-Informationen an Apple übermitteln, wenn ich den AppStore nur für kostenlose Programme nutzen möchte? Und warum möchte mir Apple vorschreiben, dass ich keine Programme größer als 10 MB über meine UMTS-Verbindung downloaden darf? Das muss man dann nämlich sehr umständlich (und dank iTunes auch teilweise sehr träge und langsam) über den PC machen und dann per USB aufs iPhone laden (alternativ kann man auch via WiFi/WLAN mit dem iPhone online gehen). Dabei ist die Auswahl der Software via iTunes auch noch sehr schwierig für Anfänger, da die Seite mit Werbung, etc. total überfrachtet ist.
Es wird bald die Firmware 3.1 erscheinen, mit der noch einige Fehler der aktuellen Firmware behoben werden. Wir hatten beispielsweise in den Kontakten hin und wieder grafische Fehler bei der Darstellung der Kontaktdetails.

Leider auch negativ: Wenn man zwei Jahre Herstellergarantie haben möchte, so muss man sich diese durch ein Zusatzpaket erkaufen... und das ist fast schon eine Frechheit bei einem so hohen Gerätepreis!

Unser Testgerät wurde mit einer T-Mobile-SIM geliefert. Da wir das Gerät aber natürlich wirklich im Alltag testen wollten, haben wir versucht, unsere Vodafone-SIM-Karte einzusetzen, was leider nicht funktioniert hat, da das Gerät einen SIMLOCK hat.

Fazit:

Vor diesem Test waren wir von dem Hype um das iPhone nicht so wirklich überzeugt, aber der Test hat uns gezeigt dass die Hardware und Software größtenteils wirklich gut sind.

Für uns war das Killerfeature, ein iPhone benutzen zu wollen, das sehr gute Mailprogramm. Denn damit ist man unterwegs wirklich perfekt in der Lage, seine Mails zu lesen und auch schnell kurze Antworten zu senden. Auch die Bedienung gefällt und macht sprichwörtlich Spaß. Denn im Gegensatz zu anderen Betriebssystemen (z.B. Windows Mobile) ist das UI durchgängig für die Fingerbedienung ausgelegt, MultiTouch und die flüssige Darstellung machen das Arbeiten mit dem Gerät sehr angenehm.

Sehr negativ allerdings fanden wir die „Geißelung" und „Bevormundung" des Benutzers.

Denn wenn ich ein Gerät für ca. 800 Euro kaufe (auch wenn ich es preiswerter bekomme und dann mit höheren Grundgebühren bezahle) dann möchte ich mir von einem Hersteller nicht vorschreiben lassen, welche Software ich wann und wie herunterlade und installiere.

Das ist ein absolutes No-Go und daher wundert es uns gar nicht, dass viele Benutzer ihr iPhone freischalten (sog. „Jailbreaken"). Denn damit kann man z.B. eigene SMS-Töne einspielen etc. und auch Software, die Apple nicht für den AppStore zugelassen hat.

Apple sollte daher den Nutzern von Anfang an frei stellen, ob sie das iPhone so nutzen wollen wie es geliefert wird (was vielen Nutzern auch reichen wird) oder selbst die Kontrolle über das teure Gerät übernehmen möchten.

Aber alles in Allem: Ein tolles Gerät welches anderen Betriebssystemen teilweise noch einiges voraus hat, dazu auch noch schick aussieht und auch als Business-Gerät eine gute Figur macht.